Thema: Spenden für Deutschland?!

Ostarrichi > Die Webseite > Vorschläge und Ankündigungen

Spenden für Deutschland?!
27.09.2007 von Halawachl

Spenden für Deutschland?!
27.09.2007 von Halawachl

Wollte eine Frage aufgreifen, die zumindest mir als Ostarr-Neuling schon ein paar Mal durch den Kopf ging (vielleicht ist das ja schon früher einmal diskutiert worden).

Es gibt Wörter, die noch vor gar nicht soviel Jahrzehnten in Deutschland als österreichisch belächelt wurden, die sich aber inzwischen als so praktisch erwiesen haben, dass Deutschland sie übernommen hat. Zum Beispiel "eh" (Typ: Das weiss ich eh schon).

Ein anderes Beispiel, das mir persönlich fast in "schmerzlicher" Erinnerung ist, ist "die Maut" (für Wegzoll, Strassenbenützunsgabgabe). Was haben sich meine deutschen Kollegen vor (vielleicht so 25 Jahre ist es jetzt her) darüber zerkugelt, als ich das Wort verwendete. Keiner wusste was ich damit meine. Heute ist das (ursprüngl. mhd. Wort) wieder in aller Munde.

Ich nehme an, dass es noch viele andere Beispiele für die österreichischen Wortspenden gibt. Und das wäre vielleicht ein eigenes Forumthema. Gruss, Hlw.

Vom österreichischen Standarddeutsch ins deutschländische
16.08.2008 von System1

.

Zum Beispiel "eh" (Typ: Das weiss ich eh schon).
Ein anderes Beispiel, das mir persönlich fast in "schmerzlicher" Erinnerung ist, ist "die Maut" (für Wegzoll, Strassenbenützunsgabgabe).


Die Wanderung von Austriazismen vom österreichischen Standarddeutsch ins deutschländische Standarddeutsch kommt vor, aber selten. Beispiele:

eh (at, ch, de) = ohnehin (at, ch, de), sowieso (at, ch, de)
die Maut (at, de) = die Gebühr (ch, de) = der Zoll (at, ch, de)

Das Adjektiv 'grantig' ist (noch) nicht deutschländisches Standarddeutsch:
grantig (at) = hässig (ch), missgelaunt (de), mürrisch (de), übellaunig (de)

(Ulrich Ammon: Variantenwörterbuch des Deutschen)

.

Re: Vom österreichischen Standarddeutsch ins deutschländische
02.09.2008 von Koschutnig


Das Adjektiv 'grantig' ist (noch) nicht deutschländisches Standarddeutsch:
grantig (at) = hässig (ch), missgelaunt (de), mürrisch (de), übellaunig (de)
.


Aber die Grundbedeutung von grantig erwähnt er nicht: SAUER .
Eigenartigerweise stellen auch die Wörterbuchautoren diesen Bezug nicht her:
Granten sind die sauren - nicht: missmutigen, übellaunigen - Preiselbeeren (kärntnerländisches Standarddeutsch, um oberhaenslirs Terminologie weiter zu führen);
der Grantscherben war der Sauertopf - ein Gefäß zur Essigbereitung, das "seit alters... in jedem Haushalt die Weinreste dafür aufnahm" ( M. Heyne, Hausaltertümer, Bd, 2, S 379 ); jetzt ist der Grantscherben gerade wie der Sauertopf ein mürrischer Mensch geworen: "Hat der an Grant!" = "Ist der aber sauer!"
"Scherben" ist pars-pro-toto: vgl. Nachtscherben, oder "den Scherben (neuerdings unverstanden "Scherm") auf haben "- welch drastisches Bild!

Re: Spenden für Deutschland?!
02.09.2008 von Koschutnig

Wir sollten uns nicht allzu viel auf unseren sprachlichen Einfluss auf die "deutschländischen" Nachbarn (Zitat oberhaenslir) einbilden - weltberühmt in Österreich und so.
Die Mehrzahl vermeintlicher Austriazismen, die sich in Deutschland ausbreiten, haben wohl ihren Ursprung im Bairischen, und dieses Bairisch wird ja, so denk' ich, auch in Bayern noch gesprochen

zu "eh" und "grantig":

1) Schon Hans Sachs, und der war ja Schuster in Nürnberg, schreibt vom "Grant" - 1534!

2) Verzweifelt schüttelte ich den Kopf, als mich ein behäbiges bayrisches Freistaats-Grenzorgan einst nach der Passkontrolle jenseits der Braunauer Innbrücke zum Autofenster herein fragte: " ' Håmsnå?"
Nachdem er nach mehrmaliger Wiederholung dieses mysteriösen Fragesatzes auf Grund meines leeren Blicks achselzuckend aufgab, um meinen Wagen herumging und danach befriedigt zum Fenster hereinsagte:"Sihåméenå", bat ich ihn, mir den Grund für seine Zufriedenheit zu zeigen. Er deutete auf die Wagenrückseite und meinte: "Då håm S' eh Ihna Å"

Belustigt registriere ich allerdings, dass dieses bairisch-österreichische "eh", das hierzulande doch kaum jemand in gehobener Rede verwenden würde, im deutschen Norden inzwischen in durchaus hochsprachlich gemeinter Rede verwendet wird - von Hamburger Moderatoren etwa, und auch aus dem deutschen Bundestag habe ich es schon vernommen -beileibe nicht von einem Bayern.

Re: Spenden für Deutschland?!
03.09.2008 von JoDo

Wollte eine Frage aufgreifen, die mir ... ein paar Mal durch den Kopf ging.
Es gibt Wörter, die ... Deutschland ... übernommen hat. Zum Beispiel "eh" (Typ: Das weiss ich eh schon).
Ein anderes Beispiel ... ist "die Maut" (für Wegzoll, Strassenbenützunsgabgabe). ... Keiner wusste was ich damit meine. Heute ist das (ursprüngl. mhd. Wort) wieder in aller Munde.
Ich nehme an, dass es noch viele andere Beispiele für die österreichischen Wortspenden gibt.

Du, Halawachl!

Dein interessantes Thema ist mir eine Weile durch den Kopf gegangen.

Ist es doch so, dass nach Österreich unentwegt eine Flut von hier nicht gebräuchlichen Worten und Redewendungen aus der Bundesrepublik einströmt, und vor allem bei unseren lernwilligen Sprösslingen Spuren hinterlässt.

Da sollte man sich doch freuen, wenn auch in umgekehrter Richtung etwas los wäre und sich "österreichische Wörter" in der Bundesrepublik einer weiteren Bekanntheit erfreuen könnten.

Trotzdem beschleicht mich dabei ein komisches Gefühl.
Mit DER Brutalität, mit der wir missioniert und kolonialisiert wurden, möchte ich das nicht in die umgekehrte Richtung auch betreiben. Woher nimmt sich einer die Anmaßung anderen ihren Wortschatz vorzuschreiben.

Außer: Ja, also, wenn DENEN etwas aus unserem Wortschatz so in den eigenen Kram passt, dass sie es passend finden, dann: ja warum denn nicht?

Aber nicht auf dem Weg von "Wortspenden" unsererseits, die würden sicher nur böses Blut schaffen.

Hilfreich dabei wären recht viele Radio- und Fernsehbeiträge (via Sattelit - 3sat), die unsere Diktion im weiteren Sprachraum verbreiten könnten.

Auch unsere immer namhafter werdenden Filmproduktionen könnten diesem Ziel dienen.

Und wer weiss, was sich die vielen Numerus-Clausus-Flüchtlinge - Brezi schau weg -, die es zu uns verschlagen hat, als sprachliches Souvenir mit nach Hause nehmen ...

NC-Flüchtlinge
03.09.2008 von Brezi

Ich schau ungern weg, denn die eine "Flüchtlingin" geistert noch immer in den niedrigen Regionen meines sonst so kultivierten und gesitteten Hirnes herum Wie schrieb Frank Zander (Berlin)? Der Mann ist ein Fehlgriff der Natur.

N. B.: den Rest habe ich vergessen. Es gibt auch chauvinistische Österreicher. Warum soll ich alle Bayern in einen Topf schmeißen? Nicht einmal Kannibalen schmeißen alle Menschen in einen Topf - des guten Geschmacks wegen.

Re: Spenden für Deutschland?!
03.09.2008 von System1

Nachfolgend ein wenig Sprachaktionismus:

Belustigt registriere ich allerdings, dass dieses bairisch-österreichische "eh", das hierzulande doch kaum jemand in gehobener Rede verwenden würde, im deutschen Norden inzwischen in durchaus hochsprachlich gemeinter Rede verwendet wird - von Hamburger Moderatoren etwa, und auch aus dem deutschen Bundestag habe ich es schon vernommen -beileibe nicht von einem Bayern.

Wenn ein Wort nach Norden wandert, dann wird nicht immer auch die Sprachebene mitübertragen. Typischerweise in Grußsituationen: Mit "Hallo" und "Tschüß" werden auch Fremde begrüßt, wo ich als Bayer "Grüß Gott" und "Auf Wiederschaun" sage, weil mir da das "Servus" zu vertraulich wäre. Das nach Norden gewanderte "Servus" wird jedoch auf die gleiche Sprachebene wie "Hallo" und "Tschüß" gestellt.

Nicht vergessen werden sollte, dass Sprache etwas Lebendiges ist, es gibt eh ... Entschuldigung ... sowieso keine festen Grenzen zwischen den schulmeisterlich festgelegten klassischen Sprachebenen Dialekt - Umgangssprache/gesprochene Sprache - Standardsprache/Hochsprache/Schriftsprache, und heutzutage erst Recht nicht mehr - zum Verdruss der Sprachnormisten.

Mit etwas Verwunderung nehme ich zur Kenntnis, dass auch von seiten einiger österreichischer Sprachwissenschaftler offenbar mir teilweise konservativ erscheinende Ansichten zur Sprache vertreten werden, wie sie in Deutschland noch vor 20 Jahren gäng und gäbe waren. Ich halte nichts von aufoktroyierten Sprachnormen.

Die Woge der sprachlichen "Nordismen" bezieht ihre Hauptkraft heutzutage nicht aus dem Wirken der Sprachnormisten, sondern aus dem Wirken der Medien und der Wirtschaft in der BRD (übrigens war diese Abkürzung den deutschen Schülern zu meiner Zeit untersagt). Es ist ein vergebliches Unterfangen, dieser Woge mit Sprachnormierung entgegentreten zu wollen, denn diese metaphorischen Deiche werden einfach weggespült werden.

Was meiner Ansicht nach die besten Chancen auf einen Erfolg bietet, ist ein verstärktes und vermehrtes sprachliches Selbstbewusstsein, sozusagen Sprache, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Weiters eine sprachliche Eigenständigkeit, die das eigene Sprachgefühl und die eigene Sprachkompetenz besser nutzt, anstatt sich Sprachnormisten auszuliefern. Wer buckelt, wird seine Sprache verlieren

Es gibt auch chauvinistische Österreicher. Warum soll ich alle Bayern in einen Topf schmeißen? Nicht einmal Kannibalen schmeißen alle Menschen in einen Topf - des guten Geschmacks wegen.

Zum Nachdenken eine rhetorisch forcierte Anektode: Vor einiger Zeit wurde ich von einer - anderweitig sprachlich geschulten! - Nichtbayerin wegen meines Akzents gefragt, ob ich aus Wien komme. Das habe ich logischerweise verneint und meine wahre nordbairische Herkunft aufgedeckt. Danach entspann sich eine gspassige Diskussion. Das nächste Mal werde ich nichts berichtigen, ist es doch besser, als charmanter Wiener zu gelten denn als "bellender" Oberpfälzer

Kompliment zurück!
03.09.2008 von Brezi

Lieber Siebenstecken!

Ich wär`ausgesprochen froh, täten alle Menschen auf 'derer' Welt so schön bellen wie die Oberpfälzer.

Was meiner Ansicht nach die besten Chancen auf einen Erfolg bietet, ist ein verstärktes und vermehrtes sprachliches Selbstbewusstsein, sozusagen Sprache, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Weiters eine sprachliche Eigenständigkeit, die das eigene Sprachgefühl und die eigene Sprachkompetenz besser nutzt, anstatt sich Sprachnormisten auszuliefern. Wer buckelt, wird seine Sprache verlieren

Ich habe nichts hinzuzufügen, außer: Hört auf Siebenstecken.

Einloggen





Impressum | Nutzung | Datenschutz

Das Österreichische Volkswörterbuch ist eine Sammlung von österreichischen Wörtern. Als Volkswörterbuch stellt es nicht nur die Sprache der Bevölkerung dar, sondern bietet jedem die Möglichkeit selbst mit zu machen. Momentan sind über 1400 Wörter im Wörterbuch zu finden und über 10.000 Wörter wurden schon eingetragen.

Österreichisches Deutsch bezeichnet die in Österreich gebräuchlichen sprachlichen Besonderheiten der deutschen Sprache und ihres Wortschatzes in der hochdeutschen Schriftsprache. Davon zu unterscheiden sind die in Österreich gebräuchlichen bairischen und alemannischen Dialekte.

Im österreichischen Volkswörterbuch gehen wir weiter und bieten eine einzigartige Sammlung von Dialekten, Austriazismen und generell wichtigen Wörtern in Österreich. Teile des Wortschatzes der österreichischen Standardsprache sind, bedingt durch das bairische Dialektkontinuum, auch im angrenzenden Bayern geläufig. Für Studenten in Österreich, gibt es eine Testsimulation für den Aufnahmetest Psychologie.

Einige Begriffe und zahlreiche Besonderheiten der Aussprache entstammen den in Österreich verbreiteten Mundarten und regionalen Dialekten, viele andere wurden nicht-deutschsprachigen Kronländern der Habsburgermonarchie entlehnt. Eine große Anzahl rechts- und verwaltungstechnischer Begriffe sowie grammatikalische Besonderheiten gehen auf das österreichische Amtsdeutsch im Habsburgerreich zurück.

Zusätzlich umfasst ein wichtiger Teil des speziell österreichischen Wortschatzes den kulinarischen Bereich.

Daneben gibt es in Österreich neben der hochsprachlichen Standardvarietät noch unterschiedliche regionale Dialektformen, hier insbesondere bairische und alemannische Dialekte. Diese werden in der Umgangssprache oft genutzt, finden aber keinen direkten Niederschlag in der Schriftsprache.

Hinweis: Das vom österreichischen Unterrichtsministerium mitinitiierte und für Schulen und Ämter des Landes verbindliche Österreichische Wörterbuch, derzeit in der 44. Auflage verfügbar, dokumentiert das Vokabular der deutschen Sprache in Österreich seit 1951 und wird vom Österreichischen Bundesverlag (ÖBV) herausgegeben. Unsere Seiten und alle damit verbundenen Seiten sind mit dem Verlag und dem Buch "Österreichisches Wörterbuch" in keiner Weise verbunden.

Unsere Seite hat auch keine Verbindung zu den Duden-Nachschlagewerken und wird von uns explizit nicht als Standardwerk betrachtet, sondern als ein Gemeinschaftsprojekt aller an der österreichichen Sprache interessierten Personen.