Auch von Karl Schönherr:
07.08.2015 von Koschutnig
Er hat sich mit sein Kraxeln
Brochn beide Haxeln,
Die Bratzeln aa dazua,
Mit dem wars no nit gnua:
's Gnack hats ihm aa verrenkt
Dös hatn am meistn kränkt.
Zwar stehn in unserem Kulturkreis die Buchstaben B/b und D/d grundsätzlich für stimmhafte Verschlusslaute, im Anlaut eines Wortes werden sie aber in Österreich stimmlos gesprochen, weshalb es immer wieder zu Schreibungen mit P/p bzw T/t kommt – und umgekehrt ist dies eben auch der Fall, bes. wenn die Behauchung von P und T gering ist und der Laut zu einer „Lenis“ wird. Das verleitet dann zu einer Verwendung von B und D wie in China – vgl. Peking : Beijing oder Mao Tse-tung: Mao Ze Dong. Die Aussprache der Verschlusslaute hat sich ja nicht geändert, und doch fordert China vom Rest der Welt nun eine andere Buchstabenverwendung für seine unbehauchten [p] und [t], als wir sie kannten.
Langer Rede kurzer Sinn: Such dein „Bratzl“ in OSTARRICHI unter P[/]! Du findest es als Pratzerl, ohne Verkleinerungform als Pratze und als Pratzn, und auch im Verb pratzeln sowie im Kompositum Pratzenputzen .
Dass aber ausgerechnet ein Tiroler B- für P- schrieb, ist schon verwunderlich! Bei ihm findet es sich ja öfters, nicht nur im Marterl-Text - und wo’s nicht die Handerln sind, sind’s eben die Pfötchen:
Gimpl, mit beiden Bratzeln auf der Leimrutn
oder
In England hat sich eine Schwalbe mit den Bratzeln auf einem Turmdach verhängt.
oder auch in der US-Variante
In Newyork hat sich eine Schwalbe mit den Bratzeln auf einem Turmdach verhängt.